17.11.2015 | Rubrik: Presse | Thema: Soziales | Stichwort: Wohnungsbau
Sozialer Wohnungsbau: Dezentral, umweltverträglich und angeschlossen
Grüne wollen Schub für bezahlbaren Wohnraum
Reimund Butz
Foto: Uta MoslerMit einem Antrag für die Sitzung des Kreistages am 9. Dezember 2015 will die grüne Kreistagsfraktion dem Bau von bezahlbarem Wohnraum im Kreis einen weiteren Schub geben: ein vom Kreis zu implementierender Runder Tisch mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Kreiskommunen sowie den Kreisorganen soll zusammen mit Fachleuten zum Motor werden, Koordination und Informationsvermittlung bieten.
„Spätestens das von uns initiierte Hearing zu dem Thema am 5. November 2015 hat noch einmal eindeutig klar gemacht, dass hier ganz dringender Handlungsbedarf besteht“, erklärt dazu Fraktionssprecher Reimund Butz, „Seit Jahren hinkt das Angebot im Kreisgebiet dem Bedarf in enormem Ausmaß hinterher. Deswegen gilt es dringlich, Informationen auszutauschen und zu vermitteln als auch gemeinsame, interkommunale Strategien zu entwickeln. Dazu ist ein regelmäßig tagender Runder Tisch die geeignete Form.“
Nach Angaben des Kreisausschusses waren Ende 2014 3577 Familien und Einzelpersonen auf der Suche nach einer Sozialwohnung. Dieser gewaltigen Nachfrage steht ein Angebot von gerade einmal 4500 Sozialwohnungen mit Mietpreisbindung gegenüber – mit stark sinkender Tendenz: in zehn Jahren werden es nur noch 1000 Wohnungen mit Bindung sein. Wohnungswechsel sind selten.
Neben diesen Sozialwohnungen gibt es noch 8000 relativ preiswerte Wohneinheiten, die von den Wohnungsgesellschaften im Kreis Offenbach frei vermietet werden, aber keine Preisbindung haben.
Eklatant ist der Fehlbedarf insbesondere an kleinen Wohnungen: etwa 50% der Nachfrage bezieht sich auf Einpersonenhaushalte, die einem Angebot von 10% der preiswerten Wohnungen gegenübersteht.
„Die Zahl der Einpersonenhaushalte wird aufgrund des demografischen Wandels weiter rasant steigen: zunehmend leben Ältere allein und können sich kein Dach über dem Kopf auf dem freien Wohnungsmarkt leisten“, erläutert Reimund Butz, „Im Wohnungsbau der 50er bis 70er Jahre war diese Entwicklung nicht einkalkuliert und danach ist der Sozialwohnungsbau nahezu eingeschlafen.“
„Wir brauchen kluge Konzepte ohne die Fehler der Vergangenheit“, betont Reimund Butz, „Massive Zentrierungen müssen genauso vermieden werden wie ein Raubbau an Naherholungsflächen oder der fehlende Anschluss an den ÖPNV. `Dezentral, umweltverträglich und angeschlossen´ ist die Richtschnur. Wünschenswert wären auch flexible Baukonzepte hinsichtlich der Wohnungsgrößen.“
„Die Wohnungsbaugesellschaften sind bereit, die Unterstützung des Landes steht – jetzt müssen sich in den Kreiskommunen politische Mehrheiten finden, die diese Aufgabe anpacken und diesen Teil der Daseinsfürsorge erfüllen“, so Reimund Butz abschließend, „Der Runde Tisch soll die Plattform sein für notwendige Informationen, Strategie, interkommunale Konzeptentwicklung und solidarische Verteilung auf Kreisebene.“