30.06.2014 | Rubrik: Presse | Thema: Umwelt / Natur | Stichwort: Kläranlagen, Wasser
Kläranlagen:
Grüne wollen Einblick in Standards der Kläranlagen im Kreis
Karin Wagner
Foto: Uta MoslerEinen Überblick über die technischen Standards der Kläranlagen im Kreis Offenbach möchte die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen und fordert deshalb einen Sachstandsbericht in der nächsten Kreistagssitzung am 16. Juli 2014.
Im Kreisgebiet Offenbach entsorgen 11 Kläranlagen das Abwasser von rund 336.000 Menschen, von mehreren Kliniken, von Alten- und Pflegeheimen und etwa 31.000 Betrieben und Unternehmen.
„Die Kläranlagen leisten einen enormen Beitrag zum Schutz der Flüsse, Bäche und auch des Grundwassers. Allerdings sind die Belastungen im Abwasser ebenfalls beträchtlich“, begründet Karin Wagner, umweltpolitische Sprecherin der Kreistagsfraktion den Antrag.
„Welche Stoffe und Substanzen in welchem Umfang gefiltert werden, hängt entscheidend vom Ausbauzustand einer Kläranlage ab. Deshalb wollen wir einen Statusbericht.“
Die Schaumkronen auf den Bächen durch viel zu viel Phosphat in den Waschmitteln sind inzwischen zwar verschwunden, trotzdem kommt aus den Kläranlagen nach wie vor kein Trinkwasser. Die unsichtbaren Belastungen in den Abwässern heutzutage sind Arzneimittel, Antibiotika und Kontrastmittel. Sie werden in den Kläranlagen nicht herausgefiltert, sondern passieren diese ungehindert. Zusammen mit den über Toiletten entsorgten Tabletten landet der weitaus größte Teil dieser hochwirksamen Substanzen im Abwasser. Denn Medikamente können vom Körper nur zum Teil aufgenommen werden: bis zu 60 Prozent eines Wirkstoffs werden wieder ausgeschieden.
Mit dieser Thematik hat sich im Kreis Offenbach bislang erst der Abwasserverband Langen befasst. „Er übernimmt hier eine Vorreiterrolle, die wir begrüßen und unterstützen, so Karin Wagner weiter, „Von den Erfahrungen in Langen könnten auch andere Kläranlagenbetreiber, Kommunen und Stadtwerke im Kreis Offenbach profitieren. Denn die Problemlage ist nicht neu.“
Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie hat bereits 2005 in seinem Arzneimittelbericht Südhessen in kommunalen Kläranlagenabläufen u.a. Lipidsenker, Betablocker, Antibiotika, Röntgenkontrastmittel und Östrogene nachgewiesen. Von damals untersuchten 55 Pharmawirkstoffen wurden 36 in kommunalen Kläranlagenabläufen nachgewiesen.
Das Umweltbundesamt (UBA) nennt in einem aktuellen Hintergrundpapier „Arzneimittel in der Umwelt – vermeiden, reduzieren, überwachen“ vom April 2014 Konzepte und Minderungsstrategien für die Einträge dieser biologisch hoch aktiven Substanzen. Neben Präventionsmaßnahmen im Rahmen der Zulassung von Medikamenten seien zusätzliche Reinigungsstufen in den Kläranlagen erforderlich. Sie seien eine relativ teure, aber sehr effektive Methode, auch Spuren von Arzneimitteln und deren Abbauprodukten zu eliminieren. Außerdem würden nicht nur die Arzneimittelbelastung der Gewässer dabei deutlich reduziert werden, sondern auch zahlreiche andere gewässerbelastende Chemikalien entfernt.
Das Bundesumweltministerium bezeichnet das Herausfiltern dieser Schadstoffe als „eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre“.
„Um sich dieser Herausforderung stellen, brauchen wir eine umfassende Datengrundlage. Der von uns eingeforderte Bericht ist ein Puzzleteil davon“, so Karin Wagner abschließend.
siehe dazu auch: http://www.bmub.bund.de/