08.03.2005 | Rubrik: Presse | Thema: Schule / Bildung | Stichwort: Berufsschulen
Planloses Handeln auf dem Rücken von Schülerinnen und Schülern
Bündnisgrüne fordern vom Landrat die Sicherstellung eines qualifizierten Berufsschulangebotes
Als „planloses Handeln ohne Vernunft“ kritisieren die Bündnisgrünen im Kreistag die Kündigung der „Öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zur Bildung von Schulträger übergreifenden Schulbezirken für Berufsschulen der Stadt und des Kreises Offenbach“ durch den Landrat zum 31. Juli dieses Jahres. Diese Verwaltungsvereinbarung regelte den Berufsschulbesuch von derzeit ca. 1300 Schülerinnen und Schülern bestimmter Berufssparten aus dem Kreis an Schulen in der Stadt Offenbach.
„Wir sind entsetzt darüber, wie der Landrat offensichtlich mal wieder rücksichtslos seinem Image als Macher frönt und dabei alle Beteiligten außen vor lässt“, unterstreicht Klaus-Uwe Gerhardt, schulpolitischer Sprecher der Fraktion die Vorgehensweise, „ein Alternativplan zur Unterrichtung der 1300 Schülerinnen und Schüler ab Sommer existiert nicht und kann auch keinesfalls bis zum Sommer vorliegen!“
Auf harte Kritik stößt bei den Bündnisgrünen, dass weder die Berufsschulen noch die politischen Gremien in die Entscheidung zur Vertragskündigung in irgendeiner Weise einbezogen wurden und pflichten damit den Leitern der Berufsschulen bei, die den „(...) Alleingang des Kreises als unüberlegt und nicht im Sinne einer guten Ausbildung und deshalb nicht im Interesse der betroffenen jungen Menschen (...)“ getadelt haben. Von Schulleitern wurde auch „das mangelnde Regionalbewusstsein zu Lasten von Ausbildung und Qualität“ gerügt und die Demotivation moniert, zu der eine Diskussion von Schulkonzepten ohne Mitwirkung von Beteiligten führt.
„Jetzt müssen sich alle sputen, um die einsame Entscheidung des Landrates zu kitten“, betont Klaus-Uwe Gerhardt weiter, „schließlich ist es die Pflicht und Schuldigkeit des Schulträgers, ein qualifiziertes Berufsschulangebot sicherzustellen und Schülerschaft, Eltern und Lehrerkollegien klare Perspektiven zu bieten.“
Die Fraktion hat dazu für die Kreistagssitzung am 22.3.05 einen Antrag und eine Anfrage eingebracht.
„Eine Diskussion über eine Neuordnung des Berufsschulangebotes kann durchaus sinnvoll sein! Allerdings muss diese in Ruhe mit allen Beteiligten geführt werden und ein klares Angebot stehen, bevor man das Seitherige abschafft: Erst den Vertrag kündigen und dann eine Arbeitsgruppe zum Thema ankündigen ist eine völlig absurde Vorgehensweise!“ Die Bündnisgrünen bezweifeln zudem die vom Landrat aufgeführten Einsparpotentiale: „Zum einen müssten erhebliche Mittel in neu zu schaffende Infrastruktur fließen, zum anderen können die Einsparungen bei den Schülerbeförderungskosten in diesem Bereich nicht exorbitant sein: sie werden nur für das 1. Ausbildungsjahr gewährt und auch nur dann, wenn sich Schulstandort und Ausbildungsort unterscheiden.
Die Bündnisgrünen sehen bei der Landratsaktion der Vertragskündigung durchaus eine `Wiederholungstäterschaft´ in planlosem Vorgehen: jüngstes Beispiel dafür war die Kündigung der Unterkunft der Sprendlinger Erziehungsberatungsstelle durch den Landrat ohne sinnvollen Alternativplan. In großer Hektik musste dann eine neue Lösung gesucht werden. Unter der kreativen Mitwirkung von Vielen wurde eine solche zwar mit Ach und Krach im Dreieicher Rathaus gefunden: Allerdings kam die Vorgehensweise den Kreis teuer zu stehen: Die finanziellen Konditionen sind erheblich schlechter und die Bedingungen für Mitarbeiter und Ratsuchende ebenso.