10.06.2011 | Rubrik: Presse | Thema: Umwelt / Natur | Stichwort: Artenvielfalt, Biodiversität
Biodiversität:
Artenvielfalt auch am Straßenrand fördern
Grüne wollen, dass der Kreis mit gutem Beispiel vorangeht
Karin Wagner
Foto: Uta MoslerMit dem Ziel, Biodiversität im Kreis Offenbach besser zu schützen und Straßenränder zu Blühflächen zu machen, hat die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen einen Antrag für die Kreistagssitzung am 15. Juni 2011 vorgelegt.
„Einheimische Blühpflanzen sollen an den Randstreifen der Kreisstraßen und geeigneten kreiseigenen Flächen gezielt gesät, die Flächen weitgehend sich selbst überlassen und selten, aber zum richtigen Zeitpunkt gemäht werden“, unterstreicht Karin Wagner, naturschutzpolitische Sprecherin der Kreistagsfraktion und weiß sich einig mit Naturschutz- und Imkerverbänden in der Kritik an Schnittmaßnahmen während der Blühzeiten: „Blühende Büsche und Stauden sind wichtige Pollen- und Nektarlieferanten für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Und in einer so dicht besiedelten Region kann gerade auch der Bewuchs am Straßenrand ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt sein.“
Die gerade jüngst bei einer Informationsveranstaltung des Kreises gegebenen Ratschläge zur naturnahen Garten- und Wiesenpflege wollen die Grünen auch auf die kreiseigenen Flächen angewendet wissen. „Die Natur braucht Zeit und Raum um sich zu entwickeln und zu entfalten. Das kostet noch nicht einmal Geld – ganz im Gegenteil: wir sparen überflüssige Mäheinsätze“, begründet Karin Wagner den Antrag.
Die im Umweltausschuss von der Umweltdezernentin Claudia Jäger vorgebrachten Einwände auf die wenigen Straßenkilometer in eigener Kreiszuständigkeit und die bereits jetzt geringe Schnittfrequenz will sie nicht gelten lassen: „Jeder Kilometer zählt und hat Vorbildfunktion. Außerdem kann auch eine bereits reduzierte Schnittfrequenz zum falschen Zeitpunkt erfolgen.“ Beispielhaft könnte die auch von der Dezernentin erwähnte Kreisquerverbindung als Modell für extensive Straßenrandbegrünung wirken.
„Zu verantwortlichem Handeln gehört auch, die Dienstleister auf den schonenden Umgang hinzuweisen. Wir gehen davon aus, dass an vielen Schulen durchaus eine Bereitschaft für naturschützende Maßnahmen vorhanden ist“, widerspricht Karin Wagner der Argumentation der Umweltdezernentin gegen naturbelassene Grünflächen auf Teilen der Schulgelände, „Sicherlich könnte der eine oder andere Radikalschnitt vermieden werden.“
Auch das hessische Umweltministerium empfiehlt in seiner Broschüre `Natura 2000 praktisch in Hessen – Artenschutz in Dorf und Stadt` eine „ordentliche Unordnung“ im Sinne des Artenschutzes. „Wir sollten uns nicht länger einen unangebrachten Ordnungssinn leisten, sondern Naturschutz auch mit kleinen Maßnahmen fördern“, so Karin Wagner abschließend.