04.03.2011 | Rubrik: Presse | Thema: Soziales | Stichwort: Jugendliche, Suchtprävention
HaLT – Projekt zur Alkoholprävention von Jugendlichen:
Die Landesregierung bestellt, die kommunale Ebene bezahlt
Grüne begrüßen das Projekt, kritisieren aber das hessische Sozialministerium
Reimund Butz
Foto: Uta MoslerAuch der Kreis Offenbach wird sich an HaLT (Hart am Limit), einem Projekt zur Alkoholprävention bei Jugendlichen, beteiligen.
„Die Zahlen im Hinblick auf Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen sind alarmierend und deswegen ist es natürlich richtig, wenn auch der Kreis Offenbach dieses bereits erprobte Projekt umsetzt“, so Reimund Butz, Fraktionssprecher der Kreistagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, „Allerdings wird auch dieses Projekt wieder an den knappen kommunalen Kassen nagen. Und das hessische Sozialministerium lässt sich erst über ein Jahr Zeit mit der Vorarbeit, leistet keinen nennenswerten finanziellen Beitrag und brüstet sich aber mit diesem Projekt!“
Ganze 7500€ wird das hessische Sozialministerium pro Jahr für Personal- und Sachmittel zur Verfügung stellen. Das Finanzierungskonzept des Landes gibt für den Kreis Offenbach zwei 40%ige Stellen vor. Diese sollen teilweise von Krankenkassen gegenfinanziert werden.
„7500 € sind noch nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisiert Reimund Butz, „Der Betrag deckt allenfalls die Sachkosten für Werbematerial. Der Löwenanteil wird zu Lasten des Kreises gehen und sich im Wirtschaftsplan unter den so genannten „freiwilligen Leistungen“ wiederfinden!“
„Dieses Beispiel verlängert wieder einmal die Liste der kommunalfeindlichen Aktionen dieser Landesregierung“, so Reimund Butz weiter, „Unter der finanziellen Last der stetig wachsenden Aufgaben droht jegliche Handlungsfähigkeit auf kommunaler Ebene zu zerbrechen.“ Die genauen Kosten für den Kreis will die Fraktion nun mittels einer parlamentarischen Anfrage ermitteln.
Das HaLT-Projekt gliedert sich in einen proaktiven und einen reaktiven Baustein:
Für den proaktiven Baustein soll ein kommunales Konzept zur Alkoholprävention entwickelt werden: in einem Netzwerk sollen sich Ämter, Polizei, Festveranstalter, Suchthilfeberatung, Kliniken usw. zusammenschließen. Die Netzwerkarbeit soll von einer Koordinatorenstelle geleitet werden, durch die auch Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärungsangebote usw. organisiert werden. Der reaktive Baustein zielt auf die Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung stationär aufgenommen wurden. Sie sollen dort direkt von der professionellen Beratung aufgesucht werden, ein Gruppenangebot und Elterngespräche können folgen.
HaLT wurde mit guten Ergebnissen bereits in einzelnen Kommunen bundesweit erprobt. Die Finanzierung des Vorlaufs durch das Bundesgesundheitsministerium war 2009 ausgelaufen.
Nach den vorliegenden Daten aus dem Jahr 2008 mussten im Kreisgebiet rund 100 Jugendliche wegen Alkoholkonsum stationär behandelt werden; hessenweit gibt es in den letzten 5 Jahren eine 42%ige Steigerung der Fälle.
„Keiner kann ernsthaft bezweifeln, dass man sich um dieses Problem kümmern muss, aber der kommunalen Ebene müssen auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, um die finanziellen Folgekosten schultern zu können“, warnt Reimund Butz abschließend, „Mit Einsparungen alleine ist das nicht zu machen.“