01.06.2007 | Rubrik: Presse | Thema: Energie, Schule / Bildung | Stichwort: Solarenergie
Haus des lebenslangen Lernens, Dreieich
Eine Bodendämmplatte macht noch keine klimapolitische Innovation
„Boden- und Fassadendämmung macht noch keine Innovation – da hilft alles landrätliche filibustern nichts!“, entgegnet die grüne Kreistagsfraktion den Rechtfertigungsversuchen des Landrats, „was da gebaut wird, ist Standard und entspricht sicherlich den Bauvorschriften – wegweisend und innovativ ist es keinesfalls!“
Im Focus der grünen Kritik steht nach wie vor die Absicht des Landrats, auf regenerative Energien beim Bau des HLL zu verzichten. „Dachflächen dieses Ausmaßes in einer für Solarenergie privilegierten Region ungenutzt zu lassen, ist nicht nur ökologisch fahrlässig, sondern auch die reinste Geldverschwendung!“ unterstreicht Robert Müller, energiepolitischer Sprecher der Fraktion, und fragt sich, warum für das HLL nicht gelten soll, was für den Neubau der Käthe-Paulus-Schule in Mainhausen gilt: Auf dem Dach dieser in Kürze fertig gestellten Grundschule lässt der Kreis eine Solaranlage von etwa 200 qm installieren – laut Erster Kreisbeigeordneter Claudia Jäger „auch aus ökonomischen Gesichtspunkten“. Unter´m Strich rechnet man bei dieser kleinen Anlage mit einem Ertragsüberschuss von 45.000 Euro bei einer Stromproduktion von etwa 920 KWH pro Jahr und einer Vergütung dafür von knapp 10.000 Euro p.a. „Die solar nutzbare Dachfläche beim HLL ist mindestens 10x so groß wie die der kleinen Grundschule“, rechnet Robert Müller vor, „etwa 450.000 Euro lässt sich der Kreis somit durch die Lappen gehen!“
„Andernorts ist man im ökologischen Denken dem Kreis Offenbach um Lichtjahre voraus!“ betont Robert Müller und verweist dabei auf Erlangen, wo man mit der Installation von Solaranlagen auf allen Schuldächern gutes Geld verdient oder auf die oberhessische Stadt Vellmar, wo in einem Neubaugebiet die solare Energiegewinnung für alle Bauten mittels eines städtebaulichen Vertrags vorgeschrieben wird. „Man muss nicht warten, bis eine Regierung in Berlin im Baugesetzbuch endlich unmissverständliche Klarheit schafft“, erläutert Robert Müller und führt dazu § 81 der Hessischen Bauordnung an: Dort ist geregelt, dass Kommunen per Satzung die (...)„rationelle Verwendung von Energie“(...) festlegen können. Und um noch ein Beispiel aus dem europäischen Ausland zu nennen: In Barcelona sind seit dem Jahr 2000 per Verordnung Solarkollektoren auf Neubauten vorgeschrieben.
Bis 2050 hat die Europäische Union das Ziel vorgegeben, 50% des Primärenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen – 100 Millionen Quadratmeter Solarkollektoren sollen bis Ende des Jahrzehnts installiert sein.
„Wir hoffen, dass die Solaranlage auf der Käthe-Paulus-Schule endlich der Startschuss für eine ambitionierte Klimapolitik im Kreis Offenbach war und nicht nur Alibifunktion hat!“ so Robert Müller abschließend und mahnt: „Noch droht der Kreis Offenbach eher zum Träger der roten Laterne in Sachen Klimaschutz zu werden statt zum ambitionierten Wegweiser!“