27.07.2016 | Rubrik: Presse | Thema: Umwelt / Natur | Stichwort: Landwirtschaft, Milchpreise
Harte Zeiten für Dreieicher Milchbauern
Grüne Kreistagsfraktion informierte sich auf dem Bauernhof der Familie Lenhardt in Dreieich
Karin Wagner
Foto: Uta MoslerIm Rahmen ihrer Sommertour besuchten Mitglieder der grünen Kreistagsfraktion am Montag, 25.7.2016 den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Lenhardt in Dreieich-Götzenhain, ein kleiner Milchbetrieb mit 60-65 Milchkühen und Zucht. Das Futter wird fast ausschließlich selbst erzeugt.
„Der niedrige Milchpreis ist ruinös und gerade auch für kleinere landwirtschaftliche Betriebe eine Katastrophe“, unterstreicht Karin Wagner, umweltpolitische Sprecherin der Kreistagsfraktion, „Umso mehr ist es aller Achtung wert, mit welch großem Engagement die Götzenhainer Familie Auswege aus der Krise sucht.“
Überleben kann ein kleiner Hof mit der Einnahme von 21 Cent pro Liter Milch nicht. (Zum Vergleich: vor ca. 30 Jahren lag der Verkaufspreis der Bauern bei über 80 Pfennig)
Letztlich sichert der Hofladen die Existenz des Betriebs in Dreieich-Götzenhain mit Milch, Joghurt und Quark und im Winter Rindfleisch aus eigener Züchtung. Zum „Renner“ hat sich das Bauernhofeis entwickelt, das seit 2009 aus der eigenen Herstellung kommt und nicht nur im Hofladen, sondern auch in Restaurationsbetrieben der Umgebung verkauft wird. Ein Verkaufsstand mit der köstlichen Kühlung ist mietbar – ebenso wie ein Raum auf dem Hof für Feiern. Das Angebot für Schulklassen auf dem Bauernhof, Ponyreiten und Kinderspiele bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen runden das Angebot ab.
Sorgen bereitet den Lenhardts aber auch die stetige Flächenreduzierung in der Region: viele Flächen sind in den vergangenen Jahren für Baugebiete oder Straßenbau für die Landwirtschaft verloren gegangen und lange Anfahrtswege sind für kleine Familienbetriebe zu zeit- und kostenintensiv. Auch mangelnde Akzeptanz und Rücksicht einiger Mitbürger macht der Familie nicht selten das Leben schwer. So wurde z.B. das Weiden der Rinder eingestellt, weil immer wieder Hunde auf die Weiden gelassen wurden.
Drei Vollerwerbslandwirte gibt es noch in Dreieich, fünf Milchbetriebe im ganzen Kreis Offenbach. Alle müssen um ihre Existenz unter den derzeitigen Bedingungen fürchten und sind kaum in der Lage, im notwendigen Ausmaß in ihre Betriebe zu investieren. Ob die in Aussicht gestellte Unterstützung der Bundesregierung auch bei den kleinen Betrieben ankommt, steht noch in den Sternen. Und die Beratung und Unterstützung für die Umstellung auf Bio-Betrieb ist offensichtlich noch unzureichend.
„Aber auch wir Verbraucher sind gefragt, Kaufverhalten zu überdenken“, betont Karin Wagner abschließend, „Die von den Discountern gesteuerte Abwärtsspirale der Milchpreise ruiniert Kleinbauern und letztlich damit auch die Kulturlandschaft unserer Region. Mit der Unterstützung von Direktvermarktern wäre viel geholfen.“